Bikepacking Franconia – ich habe mich unterschätzt
Das Bikepacking Franconia, ist ein self supported Bikepacking Event im schönen Franken. Mit 760 Kilometer und 12000 Höhenmeter ist dieses Event kein Zuckerschlecken. Start und Ziel in Trebgast (bei Bayreuth) am See.
Self supported bedeutet: Jeder ist für sich selbst verantwortlich und Schlafplatz sowie um Verpflegung muss man sich selbst kümmern. Meistens wird aber eine Strecke vorgegeben, die man sich per GPX Datei auf sein GPS Gerät lädt und nachfährt.
Insgesamt haben 66 Fahrer am Bikepacking Franconia Event teilgenommen. Davon 27 One Day Fahrer. Die One Day Fahrer sind nur den ersten Tag (160 km Rundkurs) mitgefahren, um die Möglichkeit zu bekommen, in die Bikepacking Szene reinzuschnuppern. Alle anderen Bikepacker hatten 8 Tage Zeit, um die 760 km zu bewältigen.
One Day Bericht und Bilder vom Audax Club Franconia
Mein Plan: 100 km am Tag
Damit ich spätestens am Sonntag wieder zurück in Trebgast bin, war mein Plan, jeden Tag im Schnitt 100 km zu radeln. Für mich auf jeden Fall eine Hausnummer, da ich normalerweise im Schnitt so circa 40 Kilometer fahre. Die ersten 160 km sind sozusagen ein Rundkurs und man würde wieder nach Trebgast zurückkommen. Somit haben alle Fahrer am ersten Tag die gleiche Strecke. Aber ich habe ja „nur“ 100 km geplant und müsste dann die restlichen 60 km am nächsten Tag fahren.
Spontan muss man sein
Am Abend vor dem Event haben sich schon viele Fahrer getroffen. Beim gemeinsamen Abendessen, das vom Franconia Event organisiert wurde, konnte man die anderen Bikepacker besser kennenlernen. Ich kam mit einer Gruppe Jungs ins Gespräch, die mit einem Fully den One Day fahren wollen. Aber nicht jeder von ihnen war überzeugt, dass dies eine gute Idee ist. „Na wenn die Jungs mit einem Fully das fahren, dann….“ Also habe ich angefangen zu überlegen und meine komplette Bikepacking Taschen im Auto zu lassen. Ich würde ja eh wieder hierher nach Trebgast zurück kommen. Schon klar, aber eigentlich waren 160 km und fast 3000 hm für mich total unrealistisch. Ich müsste dann ordentlich durch powern. Nachdem ich herausgefunden habe, dass meine bisher längste Fahrradtour nur 110 km war, war ich nicht wirklich überzeugt von meiner Idee. Aber egal ich bin am Abend mit der Entscheidung ins Zelt gegangen, dass ich es schon irgendwie schaffen werde.
Kein zurück
Nachdem es in der Nacht Donner, Blitz und Regen gab, war mein Zelt klitsch nass und somit wollte ich nicht mehr über meine Entscheidung nachdenken, weil ein nasses Zelt um 5 Uhr in der früh einzupacken….Nein!
Aufregung war zu spüren
Nach der offiziellen Begrüßung vom Franconia Team ist um 7 Uhr dann der Startschuss gefallen und ich war extrem aufgeregt. Aber jetzt gab es kein Zurück. Mein Zelt habe ich zurückgelassen und ich muss hier heute wieder ankommen.
Noch nicht mal 30 km gefahren und meine Beine haben schon etwas weh getan, weil ich mit flottem Tempo unterwegs war. Aber dadurch, dass ich immer wieder mit anderen Teilnehmer ein Stückchen gemeinsam radel, war ich meistens abgelenkt. Bilder und Videos wurden zum größtenteils während der Fahrt gemacht und gestoppt wurde eigentlich nur bei den Verpflegungspunkten bei Kilometer 50 und 100. Dort gab es ausreichend leckeres Essen, aber diese Stopps haben uns Fahrer nur am ersten Tag zur Verfügung gestanden, um uns den Starttag etwas zu versüßen.
Verpflegung
Voll gefuttert und mit 100 Kilometern in den Beinen ging es weiter. Es sind ja nur noch 60 km 😀 Eigentlich sind 60 Kilometer das Maximum was ich so im Alltag radel. Aber gut was solls, irgendwie werde ich es schon schaffen. Zum Glück bin ich mit Silvia (mit mir die einzige Frau) schon seit ein paar Kilometer gemeinsam unterwegs und dadurch wurde ich ganz schön gepusht. Aber wir beide spürten, wie es zum Ende hin immer harter wurde und wir keinen Bock mehr hatten. Zum Glück gab es noch mal einen tollen Aussichtspunkt am Görauger Anger, dass uns für die nächsten 20 km noch etwas motivierte.
Die letzten Berge für heute, die eigentlich nur Hügel waren, haben sich gezogen, wie Kaugummi. Ich hatte kaum noch Kraft übrig, aber irgendwie habe ich es wieder nach Trebgast zurück geschafft. Mit Freudentränen bin ich am See angekommen und habe gar nicht so richtig wahr genommen, dass bereits schon angekommene Fahrer applaudiert haben. Jemand hatte mir eine Laugenstange in die Hand gedrückt, aber ich hatte kaum Kraft zum Essen und musste mich vor lauter Erschöpfung auf die Wiese legen. Es war so krass, dass ich 160 km und fast 3000 hm geschafft habe und sogar vor 20 Uhr angekommen bin. Ich konnte es kaum glauben, wie ich die 11 Stunden im Sattel gemeistert habe.
Racemodus? Nicht für mich!
Die folgenden Tage sind etwas gemütlicher verlaufen. Allerdings hatte ich mit der Hitze zu kämpfen. Mein Ziel war es nun am Tag um die 100 Kilometer zu schaffen. Zwar waren die 160 km im Race Modus mal eine Erfahrung wert, aber generell bin ich doch lieber der gemütliche Fahrer. Schließlich will ich nicht durch die Natur hetzten und auch mal die Zeit unterwegs genießen.
Wie die restlichen Tage auf dem Bikepacking Franconia Event verlaufen sind, könnt ihr in meinen Videos sehen. Natur und Landschaften kann ich nicht wirklich gut beschreiben und lasse hier lieber mein Videomaterial sprechen 😉